Olga Knopf

Olga Knopf wurde am 20. Oktober 1888 in Wien geboren. Im Kriegsdienst, während ihres Medizinstudiums, arbeitete sie von 1914 bis 1915 an einer chirurgischen Einrichtung. 1916 promovierte sie an der Universität Wien zur Doktorin der Medizin. Auf der Psychiatrisch-Neurologischen Abteilung der Universitätsklinik in Wien war sie von 1916 bis 1917 tätig, danach spezialisierte sie sich im Fach Gynäkologie in der Frauenklinik der Universität. Als Gynäkologin eröffnete sie 1919 eine Privatpraxis für Frauenheilkunde.

In den 1920er-Jahren engagierte sie sich intensiv im Verein für Individualpsychologie. Sie war Mitglied in der „Wiener pädagogischen Arbeitsgemeinschaft“ und arbeitete in verschiedenen Erziehungsberatungsstellen mit, beispielsweise in dem von Lydia Sicher geleiteten Ambulatorium in der Sandwirtgasse 3 im 6. Bezirk. Dieses Ambulatorium diente der Behandlung von mittellosen seelisch Erkrankten und später auch von schwer erziehbaren Kindern.

Knopf hob in ihren Aufsätzen immer wieder die große Bedeutung von Erziehung und im Zusammenhang damit die Bedeutung von Erziehungsberatung hervor, mit deren Hilfe Erziehungsfehler und deren Langzeitfolgen verhindert werden könnten. In der Gynäkologie widmete sie sich im Speziellen den verschiedenen gynäkologischen und sexuellen Problemen und deren psychischen Ursachen.

Sie beschäftigte sich mit der Stellung der Frau und deren kulturellen, gesellschaftspolitischen und sozioökonomischen Hintergründen. In ihrem Buch „The art of being a woman“, das 1932 in Boston erschien, setzte sie sich mit Frauen in verschiedenen Kulturen und mit der Gleichberechtigung der Geschlechter auseinander. Im hohen Alter schrieb sie das Buch „Successful aging“, in dem sie Altwerden und Sexualität im Alter thematisierte.

1929 bekam Knopf die Gelegenheit, mit Alfred Adler nach New York zu reisen. Er half ihr, sich als Individualpsychologin zu etablieren. Sie hielt Vorträge in verschiedenen Städten und richtete Erziehungsberatungsstellen ein. Später wandte sie sich der Psychoanalyse zu. Sie beschrieb ihre Erfahrungen als Individualpsychologin als besonders wertvoll und betonte, dass Adler ihr das Leben gerettet habe, als er sie 1929 nach New York holte.

1931 erschien in der „Internationalen Zeitschrift für Individualpsychologie“ (IZIP) ein Artikel Knopfs mit dem Titel „Das sexuelle Trauma“. In diesem Artikel beschrieb sie eine Patientin von 49 Jahren, die noch nie eine sexuelle Beziehung zu einem Mann gehabt hatte und auch sonst keinerlei Freundschaften pflegte. Jedes Mal, wenn sich ihr ein Mann näherte, wurde sie daran erinnert, dass ihr Vater sich ihr sexuell genähert hatte, als sie sieben Jahre alt gewesen war. Sie hatte sich gewehrt und hasste ihren Vater seitdem, das Erlebnis konnte sie nicht vergessen, sie hielt an der Erinnerung fest, als ob sie damit der Liebes- und Ehefrage aus dem Weg gehen würde.

Des Weiteren stellte sie in ihrem Artikel den Zusammenhang zwischen der Sicherung des Ziels der Überlegenheit der Patientin und der Vermeidung der gefürchteten Niederlage, die Unterordnung unter den Mann durch die Schuld eines Mannes, in diesem Fall des Vaters, her. Durch die Therapie bei Knopf erkannte die Patientin diesen Zusammenhang und konnte sich entschließen, ihr Leben neu und vom Gesichtspunkt des tätigen Gemeinschaftsgefühls her fortzusetzen.

Die ärztliche Zulassung bekam Knopf 1932. Sie spezialisierte sich auf Psychiatrie und unterzog sich einer Psychoanalyse. In der Folge arbeitete sie als Psychiaterin an mehreren Kliniken und in privater Praxis, außerdem war sie Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen Vereinigungen, wie der Psychiatric Association, der Society for Psychotherapy and Psychopathology und der American Medical Association. 1978 starb Olga Knopf im Alter von 89 Jahren.