Friederike Friedmann

Friederike Friedmann wurde am 31. März 1882 in Hranice na Moravě (Mährisch Weißkirchen) im heutigen Tschechien als Tochter des Rabbis Aron Friedmann geboren. 1890 zog die Familie nach Wien. Friedmann maturierte 1901 und wollte zunächst Sprachen studieren, inskribierte dann jedoch naturwissenschaftliche Fächer. 1913 promovierte sie in Physik und Mathematik, in der Folge arbeitete sie mit der Wissenschaftlerin und späteren Atomphysikerin Lise Meitner zusammen.

In dieser Zeit lernte Friedmann Alfred Adler, den Begründer der Individualpsychologie, kennen. Die Begegnung veränderte ihr Leben und sie entschied sich, Lehrerin zu werden. Ab 1918 war Friedmann Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und wesentlich an der Durchführung der Glöckel’schen Schulreform beteiligt.

1919 wurde sie zuerst Lehrerin und anschließend Direktorin an der Hauptschule Czerninplatz im 2. Wiener Gemeindebezirk. Sie versuchte die Ideen von Alfred Adlers Individualpsychologie in den Unterricht einfließen zu lassen und ihre KollegInnen sowie Eltern und SchülerInnen dafür zu begeistern. Von 1932 bis 1934 war sie Fürsorgerätin im 2. Bezirk in Wien. Diese Aktivitäten führten jedoch zur Zwangspensionierung durch das austrofaschistische Regime. 1938 wurde Friedmann nach der Denunziation durch eine Bekannte von der Gestapo verhaftet. Sie wurde zu einer dreimonatigen Haftstrafe verurteilt und ihre Pension wurde aberkannt. Grund für die Inhaftierung war ihre Kritik am Vorgehen des nationalsozialistischen Regimes gegenüber Jüdinnen und Juden.

1939 flüchtete Friedmann mithilfe von FreundInnen nach England. In London war sie bis zum Ende des Krieges als Lehrerin tätig. Nach dem Krieg kehrte sie nach Wien zurück und war seit dem 1. Mai 1945 Mitglied der SPÖ. Sie nahm Kontakt mit den verbliebenen Individualpsychologen Ferdinand Birnbaum, Oskar Spiel und Karl Nowotny auf und war wesentlich am Wiederaufbau des individualpsychologischen Vereins beteiligt.

Bis zu ihrer Pensionierung war Friedmann als Bezirksschulinspektorin und Fachinspektorin für den Englischunterricht tätig. Nebenbei hielt sie jahrelang Kurse für Erziehungsberatung an der Urania in Wien. Von 1953 bis 1961 war sie Präsidentin des Vereins für Individualpsychologie. Sie initiierte die Errichtung von Erziehungsberatungsstellen. Jahrelang war sie außerdem im wissenschaftlichen Beirat der International Association of Individual Psychology tätig. Am 7. November 1968 starb Friederike Friedmann im 87. Lebensjahr in Wien.